Biodiversität

In diesem Jahr (2019) ist die Biodiversität ein Thema, welches vom Schweizer Fernsehen als Mission B lanciert wurde. Nachdem in den letzten 27 Jahren laut einer deutschen Studie mehr als 75 % der Insekten verschwunden sind und die Daten auch in die Schweiz übertragen werden können, wird es Zeit, dass die Bevölkerung sensibilisiert wird.

Unsere Gesellschaft dürfte es eigentlich nicht mehr zulassen, dass wir unsere Umwelt (Natur) weiterhin zerstören. Ob es das Verbrennen von Kohlenstoffprodukten aus alten Lagerstätten ist, die Umwelt mit Pestiziden, (Mikro)-Plastik und sonstigen Giftstoffen verseucht wird oder wir durch unsere künstliche Welt der Flora und Fauna keinen Platz mehr lassen.

In diesem Artikel beschreibe ich, was ich in den letzten Jahren im kleinen Gartenstück meiner Wohnung geändert habe, um den Pflanzen und Kleintieren eine Chance zu geben.

Flora

Als ich 2015 in meine jetzige Wohnung einzog, war der kleine Sitzplatz mit einer grossen Buchsbaumhecke umgeben. Der Vermieter hat diese zuerst zurück geschnitten. Anschliessend wurde gegen den Buchsbaumzünsler gespritzt.

Buchsbaum-Hecke

Nun wollte ich jedoch eine Kräuterecke einrichten, weshalb ich in der folgenden Zeit gegen den Buchsbaumzünsler nicht mit Gift ankämpfte. Daher zerfrassen diese ein Teil der Hecke.

Richtung Osten erstellen wir zuerst eine Kräuterecke. Dafür ersetzten wir ca. 40 cm Boden durch groben Kies und frische Erde. Anschliessend pflanze ich meine mitgebrachten Kräuter: Ysop, Thymian, Bohnenkraut, Oregano und Schnittlauch. Als Bodendeckung nutze ich helle Kalksteinchen, weil die gesetzten Kräuter kalkhaltigen Boden mögen.

Später kam noch Knoblauch-Gras und ein kleiner Springbrunnen dazu, der mit einer Solarzelle betrieben wird. Die Zitronenmelisse wächst wild, als Rest der Vormieterin.

Kräuter-Ecke vor der Buchsbaum-Hecke

Nun liebe ich vielfallt, daher habe ich ab 2016 begonnen die Buchsbaumhecke auszugraben. Zuerst kam das mittlere Stück dran. Zum anschliessenden öffentlichen Spielplatz wurde zuerst ein Gartentor gesetzt und links davon die ersten Buchsbäume mit einigem Aufwand entfernt. Weil ich einige Sträucher (Johannisbeere, Heidelbeere, Weiden-Art und Hibiskus) bereits im Topf hatte, kamen diese an der Stelle von etwa 10 Buchsbäumen. Die Lücken habe ich mit jüngeren Sträuchern gefüllt. Auf dem Boden lasse ich bewusst bodendeckende Pflanzen wachsen. Auch damit mir Katzen nicht laufend frisch gepflanztes mit ihren Toilettengängen kaputt machen. Diesbezüglich hat sich als Sofortmassnahme Tannenäste, welche auf dem Boden ausgebreitet sind, bewährt.

Als bodendeckende Pflanzen lasse ich Veilchen, Wildes Stiefmütterchen, Gänseblümchen, Ehrenpreis, Erdbeeren und Primeln wuchern. Sie sind alle als Heilkräuter und teilweise für die Küche geeignet.

Nachdem der Buchsbaumzünsler die Hecke rechts des Gartentores kahl gefressen hat und ich mein Gartenstück entlang des Gebäudes erweitern durfte, nutze ich die kahlen Stämme für meine Waldecke.

Dafür zog ich die bereits vorhandene Hunds-Rose als Dach über die Stämme. Unten pflanzte ich die mitgebrachten Veilchen, Walderdbeeren, Bärlauch, Balkan-Storchschnabel und einen Farn. Später kaufte ich noch einen Waldmeister. Diesen Pflanzen gefällt es so gut, dass sie sich gut verbreiten und ich fleissig, Bärlauch, Walderdbeeren und Hagebutten ernten kann.

Wald-Ecke unter einem Hundsrosen-Dach

Zwischen dem Gartentor und der Waldecke setzte ich meinen Rosmarin und lies den natürlich wuchernden Liguster stehen. Seit 2 Jahren blüht mein Rosmarin 2 x Jahr (Spätfrühling und Herbst) und ich habe soviel getrockneter Rosmarin, dass ich ihn in Gläser abfülle und verkaufen kann.

Blühender Rosmarin

Weil ich auch gerne ein Dufterlebnis möchte, kaufte ich mir einen echten Jasmin. Ja, ich weiss, es ist keine heimische Pflanze. Aber mit der Klimaerwärmung wird es auf natürlicher Weise eine Veränderung der Pflanzenwelt geben. Jedenfalls setzte ich den Jasmin beim Pfosten den Balkons. Er steht nun vor dem dritten Winter und hat bisher nur an den Spitzen Schaden genommen. Weil er jedoch im Jahr gut 2 m wächst, klettert er fleissig den Balkon hinauf. Die Nachbarin oben freut’s.

Der Bereich unter dem Balkon wurde mit einem Zauns abgegrenzt und als Lager für Gartenutensilien und Holz zum Heizen verwendet. Die Strauchschnitte bündle ich, um sie später zum Anfeuern zu nutzen. Jedenfalls entstanden so vielseitige Rückzugsmöglichkeiten für Kleintiere.

Holz-Lager unter dem Balkon

Neu in diesen Jahr habe ich auf der anderen Balkonseite einen niedrigen Zaun entlang der Grundstückgrenze gesetzt. Damit mäht die Gemeinde dieses kleine Stück nicht mehr. Dahinter gibt es einen auf einer Steinhöhle gesetzten Asthaufen. Den Rest lasse ich wachsen und habe dieses Jahr gesammelte Samen von einheimischen Blüten-Wiesenpflanzen verstreut. Nächstes Jahr kann ich dann berichten, was gewachsen ist.

Gartenstück Wildblumen (Biodiversität)

Derzeit suche ich noch ein Plätzchen für den aus der Nachbarschaft erhaltenen Brennnessel-Samen.

Fauna

Nachdem 2017 sich sehr viele Hummeln im Gartenstreifen tummelten, fehlten diese seit dem trockenen Jahr 2018 fast vollkommen. Dafür konnte ich 2019 wieder vermehrt Honigbienen sichten, welche sich an den Blüten der Roten Johannisbeere und Rosmarin labten.

Biene am Nektar der Rosmarinblüten sammeln. April 2019

Wespen gab es nur wenige, welches sich im Umfeld der letzten vom Buchsbaumzünsler befallenen Buchsbäumen tummelten. Auch die Vogeltränke, welche ich besonders an trockenen Tagen befülle, hat vereinzelt Wespen angezogen.

Jedes Jahr habe ich einzelne rote Marienkäfer gesehen. 2018 entdeckte ich am Jasmin ein Taubenschwänzchen. 2019 tauchten erstmals Holzbienen auf.

Die Feuerwanzen dagegen ist ein Begleiter seit dem Einzug. Sie vermehren sich auch fleissig und kommen doch selten in die Wohnung. Dagegen muss ich in der warmen Jahreszeit ab und zu braune Waldschaben nach draussen bringen.

Seit diesem Jahr gibt es neu Spinnenläufer in meiner Wohnung. Daher haben sich die vorhin reichlich vorhandenen Spinnen dezimiert. Mit dem trockenen Brennholz schleppten wir eine Scheinbockkäfer-Art ein. Diese hört man manchmal knabbern, wenn das Holz nicht rasch im Holzofen verbrannt wird.

Im ersten Jahr entdeckte ich noch eine Blindschleiche, aber jetzt sehe ich nur noch Mauereidechsen, die sich sonnen. Sie müssen sich bei den vielen Steinen und dem warmen Klima an der Südost-Seite ziemlich wohl füllen, da es inzwischen mehrere Exemplare gibt.

2016 und 2017 gab es reichlich unterschiedliche Vögel (Blaumeise, Rotkelchen oder Braunkelchen, Amseln, Kohlmeise und viele Sperlinge) an der Hecke. Diese haben sich jedoch im trockenem und heissen Sommer 2018 dezimiert. In diesem Jahr sah ich nur noch Sperlinge, Amseln, Raben und auf dem Dach ein Schwalben-Nest. Die Sperlinge (Spatzen) holten sich im Frühling die Raupen des Buchsbaumzündlers und die Raben bedienen sich aus dem Abfalleimer des Spielplatzes. Ein einziges Mal war eine Kohlmeise auf Besuch und für 2-3 Tage ein Zaunkönig auf dem Zaunstück beim Balkon.

Sperling / Spatz Feb 2018

Weiterführende Links

Quellen

Für die Bestimmung der Fauna und Flora nutzte ich die folgenden Quellen:

  • webfauna von Schweiz-Forscht (App)
  • Vogel stimmen Sunbird (App)
  • iGräser der zhaw (App)
  • W. Eiseneich, A. Handel, U.E. Zimmer: BLV Tier- und Pflanzenführer für unterwegs. 15. Auflage. BLV München, Wien, Zürich. 1999 ISBN 3-405-15608-4.
  • Wikipedia
  • Krautfinder

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